Auswirkungen von Covid-19 auf den Handel

23.06.2020

In diesem Artikel geben wir eine Aussicht darauf, welche wirtschaftlichen Entwicklungen durch die allgegenwärtige Corona-Pandemie von großer Bedeutung sein werden. Dieses stellt keine wissenschaftliche Ausarbeitung dar, sondern unsere neutrale und persönliche Meinung, mit der wir hoffen, in der aktuellen Krise helfen und Denkanstöße geben zu können.

Das ganze Land steht seit mehreren Monaten auf dem Kopf. Ganze Städte standen unter Quarantäne, während andere gegen die massiven Einschränkungen der Grundrechte protestieren. Covid-19 hat durch den „Lockdown“ und das Kontaktverbot für massive Einschränkungen in fast allen Gebieten gesorgt. Jegliche ortsgebundenen Geschäfte, wie Restaurants blieben geschlossen, Fitnessstudios und Sportangebote waren untersagt und Messen fallen im großen Stil aus, wovon unter anderem unsere eigene Veranstaltung betroffen ist, die „Internationale Aktionswaren- und Importmesse“. Aber es gibt wie immer auch Gewinner. Für diese Krise das Gleiche, wie für jede andere Krise – die Weichen werden neu gestellt. Gewaltige wirtschaftliche Veränderungen entstehen durch die drastischen Veränderungen der Konsumgesellschaft. Ergo heißt das, wer jetzt die richtigen Entwicklungen wahrnimmt und richtig handelt, ist auch in dieser Krise gut gestellt und gewappnet für die Zukunft.

Was heißt der Lockdown für den Handel der nächsten Jahre?

Alle Geschäfte müssen den vorgeschriebenen Maßnahmen folgen, was bedeutet, dass die gesamte Wirtschaftslage massiv beeinflusst wird. Die wochenlange Zwangsschließung wird extreme Langzeitschäden verursachen, so viel ist sicher. Covid-19 könnte der Auslöser einer drohenden, wirtschaftlichen Depression sein, welche Experten zufolge über die nächsten 3 Jahre anhalten kann. Die Liste mit Horrormeldungen von prominenten Giganten, die in die Knie gezwungen werden, wird länger und länger. Geschäfte, die nicht genug Umsatz erzielen können oder ein dickes Polster haben, melden am laufenden Band Insolvenzen an. Seit April ist Galeria Kaufhof dafür ein präsentes Beispiel, aktuell drohen 80 von 170 Filialen dauerhaft zu schließen.

Richten wir unseren Blick auf die Ebene der privaten Haushalte, zeichnen sich mit jedem Tag weitere drastische Änderungen im Konsumverhalten ab. Viele Arbeitnehmer sind aufgrund von Kurzarbeit oder allgemein geringerem Einkommen dazu gezwungen, Sparmaßnahmen zu ergreifen. Um nur einige Eckdaten zu nennen, ca. 700.000 Betriebe mussten Kurzarbeit anmelden, die Zahl der Arbeitslosen stieg laut der Arbeitsagentur um 0,7 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent. (Stand April 2020)
Diese Situation, kombiniert mit einem massiv eingeschränkten Alltag, in dem der Gang zum Bäcker oder der wöchentliche Besuch im Restaurant, seit kurzem überhaupt erst wieder möglich sind, lässt einige Horrorvorstellungen hochkommen. Denn die Verkettung der Ereignisse, wird von Tag zu Tag länger und extremer und das in einer globalisierten Welt.

Verloren ist jedoch nichts, auch wenn Reisen ins Ausland momentan noch unter strengen Auflagen stattfinden können und damit die gesamte Tourismusbranche am Boden liegt, verändert sich das Verhalten der gesamten Gesellschaft. Viele Familien richten ihren Blick auf das eigene Zuhause und fliehen nicht mehr in den Urlaub, sondern fangen an, ihr eigenes Zuhause zu verschönern. Die logische Folge ist, dass Heim- und Gartenartikel so gefragt sind, wie noch nie. Ein weiteres Beispiel ist der extreme Anstieg an Bestellungen von Yogamatten für den Heimgebrauch, der Kauf von neuen Sportschuhen oder das Aufblühen der Autokinos unter den Corona Verordnungen. Es entstehen erzwungene und damit vorhersehbare Verhaltensmuster, denn kleinere Investitionen werden in unserer Konsumgesellschaft, speziell in Deutschland, nicht zum Erliegen kommen, sondern werden teilweise nur aktuell verhindert oder verzögert.
Für große Investitionen könnte sich einiges ändern, denn es werden mehr Menschen darauf achten, die Investition in einen Neuwagen nicht gerade jetzt zu tätigen, oder eine neue Küche einbauen zu lassen. Der berühmte Satz “One mans income, is another ones spending” ist die Grundlage für einen Zyklus, der gesamt wirtschaftlich einen großen Schaden auslöst, wenn die Geldströme im großen Stil unterbunden werden. Der Sozialstaat Deutschland schafft es jedoch bis jetzt, diesen drastischen Einbruch abzufedern, durch Kurzarbeitergeld und Konjunkturprogramme.

Wie sieht es für den stationären Handel aus?

Vorweg noch einmal, die gesamten wirtschaftlichen Bewegungen werden massiv spürbar sein, jedoch nur an bestimmten Stellen sehr drastisch ausfallen und in anderen Branchen sogar von Vorteil sein.
Aktuell kann man von einem starken Warenüberschuss reden, wie bspw. das diesjährige Ostern zeigt. Viele der Geschäfte haben sich, wie jedes Jahr, auf das Ostergeschäft vorbereitet, welches aber komplett ins Wasser gefallen ist. Dadurch sind Unmengen von Artikeln nicht verkauft worden und dementsprechend überschüssig.
Zudem sind viele Saisonwaren komplett hinfällig (Urlaubsaccessoires, Frühlings- und Sommerkollektionen etc.). Auf der anderen Seite entstehen hier für Firmen, die mit Restposten und Warenüberhangen handeln riesige Chancen, an günstige Waren zu gelangen. Die Medaille hat wie immer also zwei Seiten.

Unterm Strich sind wir der Meinung, dass unsere Gesellschaft so reich ist, dass sich unser unterbewusster Konsum, gerade in Bezug auf kleinere Investitionen und alltäglichen Gewohnheiten, nicht allzu stark langfristig verändern wird. Allgegenwärtig ist jedoch, wie sehr der Online-Handel von dem Shutdown des stationären Handels profitiert. – Die Amazon Aktie ist auf ihrem Alltime High. 175.000 weitere neue Mitarbeiter sollen laut einigen Meldungen insgesamt neu eingestellt werden. (Stand. 17.04.2020) Walmart soll seit März 150.000 neue Mitarbeiter in seinen Filialen sowie Fulfillment- und Distributionszentren eingestellt haben, von denen jedoch 85% in befristeten oder Teilzeitfunktionen tätig seien. Zwei eindrucksvolle Beispiele für den fast täglich fortschreitenden digitalen Wandel.

Für den stationären Handel heißt es, sich dem seit Jahren angekündigtem Wendepunkt stellen zu müssen, da Millionen von Menschen verstanden haben, wie leicht es ist, Waren digital zu bestellen. Also heißt es jetzt, die eigenen Stärken, die das eigene Geschäft vom Online-Handel abheben, zu finden und klar in den Fokus zu stellen, um am Markt bestehen bleiben zu können.
Kaum jemand braucht noch den Baumarkt, um einen Dreifachstecker zu kaufen, den bekomme ich viel bequemer auf Amazon & Co. Zum Kauf einer Gartenhütte, möchte ich dennoch beraten werden und diese im Geschäft sehen – dieser Trend, wird den Weg der Entwicklung der nächsten Jahre bestimmen.

Unter dem Strich, werden Dinge die sonst in Vergessenheit geraten sind, jetzt wieder in den Fokus geraten, Sport- und Freizeitaktivitäten für den Gebrauch von zu Hause gewinnen an Bedeutung, Heim und Gartenartikel sind im absoluten kommen, viele Menschen kochen vermehrt zuhause, anstatt auswärts zu Essen. Die Sehnsucht der Menschen, sich etwas zu gönnen, wird immer dableiben und so wie es aussieht, wird unser System in Deutschland, zumindest halbwegs, diese Situation in „normalen“ Bahnen halten können.
Jetzt kommt es jedoch auf unsere eigene Fähigkeit an die Bedürfnisse der Kunden, die wir bedienen zu verstehen und daraus die richtigen wirtschaftlichen Entscheidungen zu treffen. Zusätzlich werden sich reihenweise neue Chancen auftun, wenn wir es schaffen aus besagten Bedürfnissen und neuen Verhaltensmustern Angebote zu kreieren, für die Leute bereit sind Geld auszugeben.

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